Etappe 2022/01 [SA001] | |||
Salta - La Caldera - El Carmen (RN9) |
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81 km | |||
630 Hm (garmin edge 1000) |
Mit dem Fahrrad durch Argentiniens Norden von Salta nach El Carmen. |
Es geht los! Die Unwägbarkeiten der langen Anreise liegen hinter uns, Mensch und Material sind heil in Salta angekommen. Mit einer Mischung aus freudiger Erwartung und nervöser Anspannung hinsichtlich der Herausforderungen der nächsten Tage geht es los. Da wir unsere Unterkunft im Süden der Stadt in Flughafennähe gewählt hatten, geht es heute zunächst einmal quer durch die Stadt. Der Stadtverkehr ist recht gutmütig, lediglich vor den Bussen entwickeln wir schnell Respekt. Busse fahren hier um anzukommen. Nicht um zu trödeln. Angeblich sind die Fernbusse in Argentinien notorisch unpünktlich. An den Fahrern kann das nicht liegen. |
Wir fahren von Salta auf der N9 nach Norden in Richtung El Carmen. Außerhalb des Stadtgebietes lässt der Verkehr schnell nach, insbesondere Schwerverkehr gibt es hier kaum. Dass man sich vor Bussen in Acht nehmen muss, haben wir schnell gelernt, jetzt testen wir mal die Interaktion mit freilaufenden Pferden. |
Mittagspause machen wir in La Caldera. Der Ort ist über eine Brücke über den Rio la Caldera zu erreichen. Dort essen wir Empanadas und trinken Cola mit Zucker. Das mit den Empanadas ist echt lecker, Empanadas sind das typische Gericht der Region. Da es Empanadas mit verschiedenen Füllungen gibt, bestellen wir von jeder Art eine. Das mit der Cola ist nicht so toll, aber Coke Zero oder zuckerfreie Getränke im Allgemeinen sind in Argentinien eher unüblich. Es gibt kaum einen Tisch in einem Restaurant, auf dem nicht eine große Flasche Cola steht. Wie sagt man? Andere Länder, andere Cola. |
Nördlich von La Caldera fahren wir am Stausee Campo Alegre vorbei. Der Stausee ist Anfang der 1970er Jahre errichtet worden und dient der Wasserversorgung der Region. Bemerkenswert: es ist der erste Stausee, an dem ich mit dem Fahrrad vorbeifahre, der (Stand 2022) auf Google Maps nicht eingezeichnet ist. Man muss schon auf die Satellitenbilder umschalten, um das Bauwerk zu sehen. Angesichts einer Oberfläche von mehr als 300 Hektar durchaus seltsam. |
Am Nachmittag steht das erste Highlight der diesjährigen Radtour an: Camino de Cornisa. Kurz hinter dem Stausee erreichen wir eine Höhe von 1400m. Ab hier ändert de Nationalstraße N9 ihr Erscheinungsbild deutlich: Die Straße führt bergab durch einen subtropischen Nebelwald. Nicht nur links und rechts der Straße ist es unglaublich grün, auch über uns ist das Grün oft geschlossen. Die Straßenbreite entspricht der eines gut ausgebauten Radwegs. Kaum zu glauben, dass wir uns auf einer Fernstraße befinden. |
Dieser Abschnitt der N9 wird von den Einheimischen Camino de Cornisa genannt und besteht aus einer Aneinanderreihung von engen Kurven, geradeaus geht es nie länger als 50m. Links von uns steigt das Gelände steil an, rechts von uns geht es ebenso steil bergab, stellenweise rund 100m. Lustigerweise kommen uns gerade hier, wo man sich keinen Gegenverkehr wünscht, mehrere Fahrradfahrer entgegen. |
Die N9 zwischen Salta und El Carmen ist ein absolutes Highlight und für die Fahrt nach Norden in Richtung San Salvador de Jujuy für den Radfahrer zu empfehlen. Die kurvige Straße ist sehr unfallträchtig, insbesondere bei Dunkelheit - die vielen Warnschilder weisen darauf hin. Trotz der hohen Unfallzahl möchte ich die Strecke aber nicht als gefährlich bezeichnen, man sollte aber trotzdem vor Sonnenuntergang an seinem Zeil angekommen sein. |
Die Vögel in den Bäumen am Straßenrand lassen mich meine Einschätzung hinsichtlich der Gefährlichkeit allerdings nochmal überdenken: Bei den Vögeln handelt es sich um Karakaras (ich glaube, es sind Schopfkarakaras). Die Tiere haben eine Spannweite von mehr als einem Meter und sind zusammen mit Geiern an größeren Kadavern anzutreffen. Karakaras sind lautlose Flieger, deren Flügelschlag kaum wahrnehmbar ist. Besser den Helm nicht abnehmen! |
Kurs vor El Carmen verlassen wir das steile Gelände. Die Landschaft wird flacher, die Straße bleibt aber erstmal sehr schmal. Ähnlich wie in Salta ist es in El Carmen recht warm, am späten Nachmittag sind es Ende August noch angenehme 24°C. Auch mit den gefahrenen Höhenmetern sind wir zufrieden: El Carmen liegt ebenso wie unserer Startpunkt in Salta etwas über 1000m, die Passhöhe heute Nachmittag lag auf etwa 1400m. In Summe also ein Aufstieg um 400 Höhenmetern mit Schlafen auf niedriger Höhe. Perfekt, störend ist nur die Tatsache, dass wir diesen schonenden Aufstieg die nächsten Tage nicht durchhalten können. |
El Carmen ist eine der ältesten Städte in der Provinz Jujuy und ist bietet eine Auswahl an Restaurants an. Doch leider findet ausgerechnet heute eine Musikfestival statt, weswegen so gut wie alle Restaurants geschlossen haben. Google Maps scheint in dieser Region auch nicht immer auf dem aktuellen Stand zu sein und so wäre ich auf der Suche nach einem in der Karte eingezeichneten Restaurant beinah in das Wohnzimmer eines Privathauses gegangen. Immerhin saßen dort hinter einer großen Fensterscheibe mehrere Leute an einem Tisch und haben gegessen. Hätte Marion mich nicht zurückgehalten, wäre es peinlich geworden. Am Ende sind wir in einer Pizzabude gelandet und haben neben der obligatorischen Literflasche Cola ein Bier bestellt. Auch das Bier wird Literflaschen serviert. |