Etappe 2022/05 [SA005] | |||
Cuesta de Lipán - Pozo Colorado (RN52) |
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45 km | |||
535 Hm (garmin edge 1000) max. Altitude 4170 m |
Mit dem Fahrrad über den Cuesta de Lipán zu Argentiniens Salinas Grandes |
Kalt ist es geworden letzte Nacht. Die Zeltplane ist leicht überfrohren und auch wenn es nicht regnet, scheint einiges an Feuchtigkeit aus dem Nebel heraus zu kondensieren. Auch wenn unser Zeltplatz recht verkehrsgünstig gelegen ist, war es in der Nacht sehr ruhig. Der Schwerverkehr hat mit Einbruch der Dunkelheit aufgehört, in der Nacht sind weniger als 5 Lkws an uns vorbeigerollt. Auf geht´s: Erstmal Wasser kochen, dann Zelt abbauen und nichts wie auf die Räder. |
Unser Zeltplatz liegt auf einer Höhe von 3700m, die Passhöhe ist mit 4170m ausgezeichnet, das ergibt etwa 470m Anstieg zum Warmfahren. Und in der Tat bessert sich das Wetter mit der Zeit: die Wolken reißen immer wieder auf und erlauben Blicke auf das Gelände. |
Nach Strecke von etwa 1400 m und 130 Höhenmetern halten wir an und werfen einen Blick zurück auf die hinter uns liegende Haarnadelkurve, in der wir letzte Nacht unser Zelt aufgeschlagen haben. Hier oben braucht es nicht viel, um sich für eine kurze Pause zu entscheiden: Oberhalb von 3500 m nimmt man jede Begründung für eine Pause dankend an. |
Nach einer weiteren Strecke von 1600 Metern und 110 Höhenmetern halten an dem Aussichtspunkt Mirador de la Cuesta de Lipán an. Nochmal schauen wir zurück auf unseren Zeltplatz und die Wegstrecke hinter uns. |
Kurz bevor wir die 4000er Höhenlinie überschreiten, blicken wir nochmal zurück auf die letzten drei Kehren im oberen Abschnitt des Cuesta de Lipáns. Hinter uns liegt der steile Hang, in den die Passstraße gebaut ist. |
Vor uns liegt nun ein deutlich flacheres Gelände. Die Steigung fällt deutlich ab, die verbleibenden 5% scheinen plötzlich recht angenehm. Der Wind hier oben lässt vermuten, dass wir der Passhöhe schon recht nah sind. |
Den Pass mit seinem Markierungsstein kann man schon von Weitem sehen. Die letzten Meter fahren wir sogar unter blauem Himmel. Am Monolito 4170 Cuesta de Lipán müssen wir dann noch kurz warten, da kurz vor uns eine Reisgruppe aus einem Kleinbus fällt und den Stein für ein Gruppenfoto vereinnahmt. Dann sind wir dran und machen unser Gipfelfoto. Geschafft! 4170 m! Kaum sind wir mit dem Gipfelfoto fertig, hält ein weiterer Kleinbus mit einer Reisgruppe an. Der Fahrer steigt aus, öffnet die Tür und bittet seine Fahrgäste um einen Applaus für die verrückten Radfahrer, was die Reisegruppe dann auch voller Anerkennung tut. |
Auf der Westflanke des Passes eröffnet sich uns eine komplett andere Landschaft: Das Altiplano präsentiert sich weniger steil und schroff als der Anstieg, hier ist es eher hügelig und man fühlt eine unglaubliche Weite. Statt steiler Haarnadelkurven, wie wir sie im Anstieg erlebt haben, scheint die Straße hier eher mäanderformig zu verlaufen. |
Während wir im Anstieg häufig angehalten haben, um mit Steigung und geringem Sauerstoffgehalt in der Luft klar zu kommen, so halten wir hier häufiger an, um die Landschaft zu genießen. |
Hier oben auf der Hochebene westlich des Cuesta de Lipán ist es ähnlich farbenfroh wie unten in Purmamarca. Das Gebirge überrascht immer wieder durch seine Farbgebung, die von hellen Gelbtönen bis ins dunkle Rot reicht. Die Anstrengungen der letzten haben sich gelohnt. |
Auch wenn es seit Erreichen der Passhöhe nur noch bergab geht, so müssen wir doch kräftig in die Pedale treten, da die Fahrräder aufgrund des starken Windes nicht von alleine rollen. Windgeschützte Abschnitte und Einschnitte sind da ganz angenehm. |
Habe ich schon erwähnt, wie unglaublich farbenfroh das Gebirge hier ist? |
Nach einer Fahrstrecke von etwa 20 Kilometern auf einer Höhe von 3800 Metern endet die Gebirgsstraße. Nun wird es deutlich flacher, wir sind in der Puna angekommen, dem argentinischen Teil des Altiplano. An der Straße in Richtung Salinas Grandes liegt ein nettes Restaurant, an dem wir anhalten und uns ein ein zweites spätes Frühstück gönnen. Tee für Marion, Kaffee für mich und eine Portion Spiegeleier auf frischem Brot. Und das Ganze draußen bei 16°C. |
Die Ruta 52 führt nun schnurgerade auf die Salinas Grandes zu, die man schon von Weitem als hellen Streifen vor der nächsten Gebirgskette erkennt. Auch hier ist es recht windig, die Gegend ist bekannt für seinen starken Wind, der um diese Jahreszeit meistens in westlicher Richtung weht. |
Kurz vor Erreich der Salinas Grandes biegen wir rechts ab in Richtung Norden. Für die kommenden zwei Nächte haben quartieren wir uns in der Hosteria Posade del Silencio in dem Dorf San José de Pozo Colorado ein. Dorf und Unterkunft liegen 10km von der Ruta 52 entfernt und während die Ruta 52 in geradezu hervorragendem Zustand ist, kann man die nach Norden führende Ruta Provincial 79 nur als üble Piste bezeichnen. Der stürmige Wind macht die Sache nicht besser, wer hat schon Lust auf einen Sandsturm. Zum Glück wissen wir hier nochnicht, dass dies mit Abstand nicht die schlechteste Straße unserer diesjährigen Radtour bleiben wird. Wer plant, mit dem Fahrrad nach Pozo Colorado zu fahren, dem empfehle ich auf der Ruta 52 etwa 100 Meter in die Salinas Grandes hineinzufahren und bei der erstbesten Gelegenheit auf der Saline nach Norden abzubiegen. Wenn die Saline plötzlich aufhört, dann rechts halten und auf das Dorf zufahren. |
Auf den letzten Metern treffen wir noch auf eine Gruppe Vikunjas (zumindest glaube ich, dass es Vikunjas sind). Die Vikunjas sind neben den Guanakos nicht domestizierten Wildtiere, während Lama und Alpaka deren domestizierten Verwandten sind. Die Tiere machen einen äußerst neugierigen Eindruck, scheinen aber im Unterschied zu mir weder mit der Kälte noch mit dem Wind ein Problem zu haben. |