2019/06: Mit dem Fahrrad vom Klondike River Campsite nach Dawson City

  Etappe 2019/06 [A068]
Klondike River Campground - Dawson City (Klondike Highway)
19 km
10 Hm (garmin edge 1000)

 

 

 

 

 

 
 

Mit dem Fahrrad von Whitehorse, Yukon nach Anchorage, Alaska.

Etappe vom Klondike Campground nach Dawson City über den Klondike Highway.

 
Mit dem Fahrad von Whitehorse nach Anchorage. Klondike River Campground
Das Wetter ist über Nacht nicht besser geworden, als steht uns ein Aufbruch im Regen bevor. Immerhin: der Campingplatz bietet einen Wetterschutz, in dem wir geschützt vor WInd und Regen frühstücken können. Schlechtes Wetter nehmen wir heute gern in Kauf: die Etappe ist kurz, der Zielort bietet alle erdenklichen Annehmlichkeiten und das vom Wetterbericht angekündigte trockene Wetter können wir in den kommenden Tagen viel besser gebrauchen. 
 
Mit dem Fahrrad von Whitehorse nach Dawson City, Klondike Highway.
Die letzten Kilometer nach Dawson City geht es leicht bergab, sobald der südlich der Stadt gelegene Flughafen hinter uns liegt, wird die Landschaft wieder grün.     
 

Mit dem Fahrrad über den Klondike Highway von Whitehorse nach Dawson City.
Kurz vor Dawson City ändert sich das Erscheinungsbild der Landschaft nochmal gravierend: Man sagt, dass hier auf der Suche nach Gold jeder Stein umgedreht wurde. Offensichtlich wurden die Steine nicht nur umgedreht sondern einfach am Straßenrand wieder abgeladen. Wir fahren endlos lange durch eine trostlose Steinwüste, die von der Natur erst langsam wieder zurückerobert wird.

 
Mit dem Fahrrad über den Klondike Highway von Whitehorse nach Dawson City.
Bereits kurz vor Erreichen der Stadtgrenze wird klar: Dawson City war, ist und bleibt die Stadt des großen Goldrausches.    
 

Mit dem Fahrrad über den Klondike Highway nach Dawson City.
Dawson City hat etwa 1400 EInwohner und schafft es damit auf den zweiten Platz der größten Städte des Yukon. Ich gehe mal davon aus, dass die Einwohnerzahl im Winter deutlich geringer ist, da der Winter hier oben, etwa 240km südlich des Polarkreises, doch eher kalt ausfällt.

Ich sage es gleich vorweg: Dawson City ist eine der schrägsten Städte, die ich je besucht habe. Alle Gebäude sind im historischen Stil der Goldgräberzeit errichtet, selbst Neubauten werden in diesem Stil errichtet. Da hier auch heute noch nach Gold gesucht wird, bleibt es eine Goldgräberstadt. Man merkt: so richtig vorbei ist ein Goldrausch wohl nie. Schräg ist auch: Dawson City ist der einzige Ort, an dem das jährliche Schlittenhundrennen Yukon Quest Halt macht, in dem auch Proviant aufgenommen werden darf. Und das Rennen ist 1600 km lang. Auch wir füllen hier nochmal unsere Vorräte auf, da die kommenden Tage über den Top of the World Highway sehr einsam sein werden und die nächste Verpflegungsmöglichkeit für uns einige Tagesetappen entfernt ist. Doch vorher tauchen wir in die schräge Welt von Dawson City ein und schauen uns die Stadt näher an. Denn erleben kann mir hier Einzigartiges.

 

Mit dem Fahrrad über den Klondike Highway. Etappe Whitehorse - Fox Lake.
Eine etwas eigentümliche aber doch einmalige Erfahrung bietet die Bar im Downtown Hotel an: Hier gibt es den berühmten Sourtoe Cocktail, ein Drink der eigentlich nur aus zwei Zutaten besteht: einem Schnaps und einem menschlichen Zeh. Die Geschichte des Zehs ist schnell erzählt: um 1920 verliert ein Einwohner in der eisigen Kälte der Wintermonate eine Zeh, dieser wird amputiert und in einem alkoholgefüllten Glas aufbewahrt. 1973 taucht der Zeh wieder auf, als Captain Dick Stevenson eine Hütte in Dawson City kauft und den Zeh mit der Immobilie miterwirbt. In einer durchzechten Nacht kam dann die Idee mit dem Cocktail.  Seit 1973 gibt es nun den Sourtoe Cocktail und den gleichnamigen Club, in dem man durch das Austrinken eines Sourtoe Cocktails Mitglied wird.  

 
Mit dem Fahrrad über den Klondike Highway von Wjitehorse nach Dawson City.
Keine Frage, da muss ich mitmachen. Nix wie hin zum Sourtoe Captain und her mit dem Sourtoe Cocktail. Der Captain nimmt das Geschäft sehr ernst, weist auf die Regeln hin und kontrolliert deren Einhaltung: Der Zeh muss beim Trinken die Lippe berühren (You can drink it fast, you can drink it slow—but the lips have gotta touch the toe.), darf aber nicht verschluckt werden. Letzteres ist schon häufiger vorgekommen, aber mittlerweile sind der Captain und sein Drink derart bekannt, dass es an Nachschub amputierter Zehen nicht mangelt. Hier kommen wir wieder auf das Schlittenhundrennen Yukon Quest zu sprechen, bei dem dem einen oder anderen Teilnehmer mal ein Malheur passiert ist und der erfrohrene Zeh anschließend gespendet wurde. 
 
Mit dem Fahrrad über den Klondike Highway von Whitehorse nach Dawson City.
Diamond Tooth Gertie's Gambling Hall ist die nächste Institution, die man in Dawson City gesehen haben muss. Es handelt sich um das älteste Kasino Kanadas, im dem Glückspiel, Alkohol und allabendliche Cancan-Shows kombiniert werden. Die Hauptrolle in der Musikaufführung hat Diamant Tooth Gertie, die der Legende nach einen Diamanten in einem Zahn trug. Damit steht das Unterhaltungsprogramm in einer langen Tradition junger schöner Frauen, die den erfolgreichen Goldsucher Gesellschaft leisteten, um an dem Reichtum zu partizipieren. Auf Englisch treffend formuliert als "mining the miners".  
 

Mit dem Fahrrad über den Klondike Highway von Whitehorse nach Dawson City.
In der Blüte des Goldrausches um 1900 gab es in Dawson City alle Annehmlichkeiten, die man sich seinerzeit vorstellen konnte. Aus dieser Zeit stammt das Palace Grand Theatre, das 1899 von " Arizona" Charlie Meadows errichtet wurde und seinerzeit eins der größten Tanz- und Theatersäle der Region war. Shows mit Alleinunterhaltern, Theateraufführungen und Tänzerinnen wurden seinerzeit mit Glücksspiel in einem Etablisment kombiniert. Arizona-Charlie gefiel sich in der Rolle des Showmasters und führte jeden Abend persönlch durch den Abend, sollte die Show mal etwas durchhängen und das Publikum sich langweilen, so griff er zur Pistole um auf der Bühne mit einem Schuss eine Zigarre zu zerteilen, die seine Frau Mae zwischen den Lippen hielt oder eine Glaskugel platzen zu lassen, die seine Frau in ihren Händen hielt. Die AUfführungen endeten, nachdem Arizone-Charlie seiner Frau eine Fingerkuppe abgeschossen hatte. Ab Mitternacht konnte man für einen Dollar mit den anwesenden Damen tanzen, Alkohol und Musik gab es bis in den Morgen. Kurzum: Auch hier wurde das Gold direkt aus der Tasche des goldsuchenden Glücksritter geschürft. Heute finden in dem Theater Aufführungen statt, die dem Zuschauer auf unterhaltsame Art verschiedene prägende Persönlichkeiten des Yukon näherbringen. Die Show und auch das restaurierte Theater sind einen Besuch wert.