Etappe 2019/08 [A070] | |||
Rest Area km88 - Little Gold Creek - Poker Creek - Chicken (Top of the World Highway Highway, Taylor Highway) |
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87 km | |||
1300 Hm (garmin edge 1000) |
Mit dem Fahrrad von Whitehorse, Yukon nach Anchorage, Alaska.Etappe von Dawson City, Yukon über den Top of The World Highway nach Chicken, Alaska, Teil 2 von km 88 bis Chicken.Eine der schönsten und spektakulärsten Fahrradstrecken der Welt. |
Die Nacht im Zelt verlief ohne Störungen, wir wurden von keinem Tier gestört - was ja nicht bedeutet, dass kein Tier da war. Man hat uns halt freundlicherweise schlafen lassen. Trotz der geschützen Lage des Standortes war es in der Nacht recht kalt, auch im Sommer sind hier oben Temperaturen um den Gefrierpunkt keine Seltenheit. Wer hier entlang fährt sollte nicht nur ausreichend Proviant sondern auch geeignete Ausrüstung mitbringen. Der kalte Wind lässt uns früh aufbrechen, die restliche Etappe auf dem Top of the World Highway wartet. |
Von wenigen kurzen aber knackigen Anstiegen abgesehen ist der Top of the World Highway angenehm zu befahren. Auch wenn dieses Stück des Highways nicht asphaltiert ist, so ist die Straße in einem guten Zustand. Und verfahren kann man sich auch nicht, die vor uns liegenden Kilometer sind meistens frühzeitig einzusehen. |
Mit der Zeit meint es sogar die Sonne gut mit uns, abschnittsweise reist der Himmel auf und wir fahren unter blauem Himmel. Wir sind Anfang August unterwegs und haben Glück, dass sich der Highway nicht infolge tagelangen Dauerregens von seiner unangenehmen Seite zeigt. Da der Top of the World Highway mit dem ersten Schneefall geschlossen und erst im Früjahr wieder geöffnet wird, ist die Straßenqualität jedes Jahr etwas anders. |
Der Top of the World Highway ist weder ein Highway noch ist er top of the world. Die Oberfläche ist nicht asphaltiert, Stand 2019 jedoch in einem guten Zustand. Früher, als die Asbest-Mine Clinton Creek noch in Betrieb war, war ein Teil des Highways auch im Winter befahrbar. Heute ist die Strecke nur im Sommer geöffnet, auch der Grenzübergang zwischen Kanada und Alaska / USA ist nur von Mai bis September geöffnet. |
Auf dem kanadischen Stück des Top of the World Highways hat man bei Kilometer 100 dem Highway ein kleines Denkmal gesetzt: eine Holztafel erinnert an die Bauzeit. Es gibt Quellen im Internet, die hier ein Toilettenhäuschen und bärensichere Mülleimer versprechen, Stand 2019 war davon aber nichts vorhanden. Rückblickend war unsere Entscheidung, unser Zelt bei Kilometer 88 aufzubauen, nicht verkehrt. |
Auf der kompletten Länge des Highways bieten sich unglaublich weite Ausblicke über den Yukon. Das Land scheint grenzenlos, die Einsamkeit der Gegend ist spürbar. Nicht zu Unrecht ist der Top of the World Highway unter Fahrradfahrern als eine der schönsten Fahrradrouten dieser Welt bekannt. Schön ist es übrigens auch, hier draußen entgegenkommende Radfahrer zu treffen: für einen Plausch am Straßenrand ist immer Zeit, es gibt kaum aktuellere Informationen als aus erster Hand und ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, wie viele tolle Menschen mit dem Rad unterwegs sind. |
Bei Kilometer 106 (von Dawson City gezählt, etwa 18km von unserem Zeltplatz) ist die Grenze nach Alaska erreicht. Von Kanada aus kommend liegt der Grenzübergang Poker Creek bei Little Gold hinter einem letzten Anstieg. Dieser Anstieg führt auf die Höchste Stelle des Top of the World Highways (auf etwa 1330 m) und bietet einen Blick auf die Grenzanlage, die eigentlich nur aus einer Handvoll Häuschen, zwei Fahnenmasten und einer Schranke besteht. |
Der Grenzübergang ist der am zweithöchsten gelegene Grenzübergang zwischen Kanada und der USA und gleichzeitig der nördlichste Grenzposten auf dem amerikanischen Festland. Die Bevölkerung von Poker Creek ist Schwankungen von 50% unterworfen, da hier je nach Bedarf 2 oder 3 amerikanische Grenzbeamte wohnen. Auch wenn die kanadischen und die US-amerikanischen Grenzbeamten nur wenige meter voneinander entfernt stehen, so trennt sie doch eine Zeitdifferenz von einer Stunde, da sie in unterschiedlichen Zeitzonen liegen. Doch das schrägste Detail durften wir in der amerikanischen Grenzbaracke erleben: es ist das erste mal, dass wir bei der Einreise in die USA Eintritt bezahlen müssen. Nach dem Scannen der Fingerabdrücke sind pro Kopf 6 Euro zu entrichten, da es Probleme mit dem Kreditkartengerät gibt, müssen wir bar bezahlen. |
Auf dem amerikanischen Seite ist der Top of the World Highway asphaltiert. Nicht nur das: ich habe noch nirgendwo in der USA eine so bessere Asphaltfahrbahn erlebt als hier oben westlich von Poker Creek. Die ersten Kilometer von Poker Creek geht es nach Boundary, einem verlassenen Dorf aus Zeiten des Goldrausches (die früher von dem einzigen Einwohner betriebene Gaststätte ist vor einigen Jahren abgebrannt), erstmal bergab. |
Kurz vor Jack Wade Junction endet der Top of the World Highway und mündet in den Taylor Highway, der das weiter nördlich liegende Eagle mit dem Alaska Highway verbindet. Kurz vor der Einmündung endet die Asphaltdecke, ab hier geht es auf Schotter weiter. Jack Wade, benannt nach Jack Anderson and Wade Nelson, die hier 1930 eine Goldmine betrieben haben, hat schon lange keinen einzigen Einwohner mehr, die ehemalige Siedlung taucht nur noch im Namen der Kreuzung des Taylor Highways auf und markiert den Endpunkt des Top of the World Highways. |
Der Taylor Highway ist ähnlich wie der Top of the World Highway nicht asphaltiert, jedoch in einem deutlich schlechteren Zusatand. Die Tatsache, dass wir dieses Stück bergab fahren, macht es nur noch schlimmer, da auf den feinen Steinen des Fahrbahnbelags nur langsam fahren können. |
Zwischen Jack Wade Junction und Chicken verläuft der Taylor Highway entlang des Flusses Walker Fork. Unfair: während der Walker Fork unten im Tal vor sich hin meandert und in engen Schleifen durch die Landschaft fließt, müsen wir am südlich des Flusses gelegenen Hang etwa 180 Höhenmeter bergauf radeln, bevor wir endgültig nach Chicken bergab rollen dürfen. |
Von der höchsten Stelle des kurzen Anstiegs auf einer Höhe von etwa 750m gibt es einen schönen Ausblick auf den Verlauf des Walker Forks. |
Auch der weitere Verlauf des Taylor Highways ist so beschaffen, dass ich ihn nicht im strömenden Regen fahren möchte. In Summe sind wir heute 1300 Höhenmeter bergauf und 1800 Höhenmeter bergab gefahren. Doch gerade die abschüssigen Abschnitte sind aufgrund der Straßenbeschaffenheit die anspruchsvollsten. |
Der Campingplatz Chicken Gold Camp verfügt über brauchbare Duschen, für Warmwasser sollte man einen Sack Münzen mitbringen. Nebenbei möchte ich anmerken, dass der Taylor Highway mit seiner Oberfläche aus losem Schotter für Fahrradfahrer recht unangenehm ist, die Sturzgefahr ist nicht zu unterschätzen. |